Künstliche Intelligenz als Booster für die Digitalisierung der Verwaltung
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Entscheidungen – gerade politische – lassen sich umso sicherer fällen, je mehr relevante Daten vorliegen. Das gilt auch für den öffentlichen Sektor, wo riesige Mengen von Daten erfasst werden. Doch welche sind die für eine Entscheidung wirklich wichtigen? Das kann künstliche Intelligenz viel schneller und viel zuverlässiger herausfinden, als jeder Mensch. Deshalb entsteht bei Dataport gerade eine Plattform für datengestütztes Handeln: data[port]ai.
Es ist schon faszinierend, wie viele Informationen gewissermaßen von Amts wegen erfasst werden. Das sind Daten zu allen wichtigen Lebensbereichen der Menschen, von Infrastruktur und Demografie bis hin zur Gesundheitsversorgung und Sicherheit. Wetterdaten, Verkehrsaufkommen, Abgasmengen, Pegelstände, Bevölkerungsdaten, Handelsumsätze, Daten zu Tourismus, Energieverbrauch, Wohnungsbestände, Flächennutzung, Steuereinnahmen, Breitbandversorgung, Mieten, Pendeldistanzen – die Liste ist schier unendlich. Alles Daten, die zu statistischen Zwecken und auf gesetzlicher Grundlage ermittelt werden.
Das sind wahre Datenschätze. Sie könnten dabei helfen, Zusammenhänge sichtbar zu machen und künftige Entwicklungen vorherzusagen. So ließen sich auf der Basis all dieser Daten zum Beispiel die Auswirkungen eines Parkplatzrückbaus auf Verkehrsflüsse simulieren oder die Auslastung eines kommunalen Schwimmbads in den nächsten 30 Jahren. Bloß: Welche Daten genau sind dabei eigentlich hilfreich?
Wir Menschen sind Meister darin, unterschiedlichste Informationen aufzunehmen, daraus Muster zu erkennen und darauf unser künftiges Verhalten auszurichten. Diese hohe Lernfähigkeit hat uns zur vorherrschenden Spezies auf der Erde gemacht. Doch es würde unsere Intelligenz bei Weitem überfordern, aus der ungeheuren Menge an Daten allein aus dem Verwaltungsumfeld die entscheidungsrelevanten Muster zu erkennen und Prognosen abzuleiten. Dafür brauchen wir die Unterstützung von Computern – von künstlicher Intelligenz (KI), vom maschinellen Lernen.
Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsvision mehr. Die konkrete Anwendung der Technologie ist bereits Standard im Umgang mit großen Datenmengen. Bei Dataport beschäftigen wir uns seit 2017 intensiv mit KI und Machine Learning. Im Auftrag unserer Träger setzen wir verschiedene Projekte um, die den Zugang, die Aufbereitung und Analyse von Daten zum Gegenstand haben. Darunter finden sich Chatbots, KI-gestützte Diktiergeräte für den Einsatz bei Polizei und Justiz aber auch Algorithmen zur Klassifizierung von Texten. Besonders reizvoll finde ich dabei, dass es nur selten Lösungen von der Stange gibt. Wenn mit KI gearbeitet wird, muss jeder Anwendungsfall neu betrachtet werden – ganz besonders, was das Zusammenspiel von Methoden, Modellen und Technologien betrifft.
Ein Hub für Datennutzung und künstliche Intelligenz
Dataport ist in Sachen KI in einer interessanten Schlüsselposition: Zum einen wegen unseres Erfahrungsschatzes, zum anderen durch unseren autorisierten und kontrollieren Zugang zu den Daten der öffentlichen Verwaltung sowie einer sicheren Infrastruktur. Dies versetzt uns in die Lage, den Rohstoff der Digitalisierung zu veredeln: aus Daten nämlich neue, nützliche Services zu entwickeln und die Grundlagen für sichere Entscheidungen zu schaffen.
Wir haben schnell erkannt, dass es wenig Sinn ergibt, das erforderliche Rüstzeug dafür im Alleingang zu erlangen. Bei einer sich derart dynamisch entwickelnden Technologie wie der KI ist es weitaus effizienter, partnerschaftlich mit anderen Treibern der Entwicklung zusammenzuarbeiten. Zum Beispiel auf einer Plattform, die Daten, Technologie und die Innovationskraft unterschiedlichster Akteure zusammenbringt.
Das ist die Idee hinter data[port]ai: Ein kollaboratives Ökosystem aus Start-ups, öffentlichen IT-Dienstleistern, kleinen und mittleren Unternehmen, Politik, Verwaltung und Forschungseinrichtungen. Unser Rechenzentrum bietet eine moderne Umgebung für die Entwicklung und den Betrieb datenbasierter Lösungen auf KI-Basis. Unsere Partner können Services in einer sicheren Umgebung betreiben und darauf auch eigene Angebote entwickeln. Bereits vorhandene Lösungen sollen mit innovativen neuen Ansätzen zusammengeführt und zum Nutzen aller erweitert werden.
Wir haben im Vorfeld ermittelt, ob ein solcher KI-Hub auf Interesse stößt. Das Feedback: Unsere Initiative wird von Unternehmen verschiedener Sektoren klar befürwortet. Von uns befragte Länder, Verbände, Unternehmen, IT-Dienstleister und Start-ups betonten durchweg die folgenden Vorteile:
- Die Erfüllung hoher Datenschutzanforderungen,
- eine sichere Dateninfrastruktur in öffentlicher Hand,
- die Verringerung der Einstiegshürden in Lösungen für Data Science und KI,
- der Know-how-Transfer und die Zusammenarbeit mit anderen in einem Ökosystem.
Erste Erfahrungen
Noch ist der Hub ein Stück weit Zukunftsmusik, doch einen Vorgeschmack auf das zu erwartende Konzert innovativer Lösungen bieten bereits erste Projekte: So werden KI-Modelle von der Taskforce des niedersächsischen Landesamts für Steuern zur Bekämpfung von Umsatzsteuerbetrug gemeinsam mit der Universität Oldenburg entwickelt. Das Modell erkennt hier Betrugshinweise auf Basis einer Vielzahl von Daten des Zolls, des Bundesamts für Steuern, aus Voranmeldungsdaten, Handelsregisterdaten sowie Daten von Google Maps.
Ein weiteres Beispiel liefert der Einsatz von Automatic Speech Recognition, also dem algorithmusbasierten Umwandeln von Sprache in Text. Gerade für Ermittlungsbehörden ist dieser Ansatz hochrelevant, da die Protokollführung wesentlich effizienter gestaltet werden kann.
Raus aus den Daten-Silos – hin zum Nutzen
Was nicht nur für mich persönlich den besonderen Reiz der data[port]ai-Idee ausmacht, sondern auch viele der potenziellen Partner*innen ansprach: Big Data, KI, Machine Learning – das sind bisher ganz klar Domänen der großen, überwiegend US-amerikanischen IT-Unternehmen. Das sind nicht gerade die Bannerträger von digitaler Souveränität und Public Value. Ganz anders verhält es sich bei Dataport: Wir betreiben kein Geschäftsmodell mit der Datennutzung. Wir sind nicht gewinn- sondern rein nutzenorientiert. Und wir sind lediglich Treuhänder der Daten – ihre Eigentümer*innen, die Bürger*innen, die Verwaltungen, die Unternehmen bestimmen vollkommen autark, was wir damit tun dürfen. Wohl kaum eine andere Plattform dürfte somit ein ähnlich hohes Niveau an Datenschutz und Datensicherheit bieten und die Wahrung echter digitalen Souveränität ermöglichen.
Eine Plattform für den öffentlichen Digitalisierungsschub
Eingangs sprachen wir von den riesigen Mengen an Daten, die „vom Amts wegen“ erhoben werden und vom Plan, diese sinnvoll und effizient zur Entscheidungsfindung nutzen zu können. data[port]ai wird dafür eine entscheidende Rolle spielen. Denn der Hub wird sowohl in den öffentlichen Verwaltungen als auch in den Unternehmen des data[port]ai-Ökosystems einen erheblichen Innovationsschub erzeugen. Die Nutzung der öffentlichen Datenschätze durch Öffnung geschlossener Datensilos und deren sinnvolle Zusammenführung und Auswertung ist die zentrale Voraussetzung für die Digitalisierung der Verwaltung. Es geht also um weit mehr als um neue Entscheidungshilfen. Freuen wir uns vor allem auf bessere Leistungen für die Bürger*innen und verschlankte Abläufe in der Verwaltung durch den Einsatz intelligenter Datennutzung.
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ZUm Autor
Thomas Brandmann
Thomas Brandmann ist Abteilungsleiter für Datenplattformen und Künstliche Intelligenz bei Dataport.