Nachhaltigkeitsmanager im Interview

Nachhaltiger IT-Kreislauf – ein wesentlicher Teil von Green IT

Lesedauer3 min

Aljoscha Born und Henning Elbe (v. l. n. r.) sind als Nachhaltigkeitsmanager bei Dataport tätig und stellen die Nachhaltigkeitsstrategie für das Unternehmen auf. Mit allen Fachabteilungen sorgen sie dafür, dass die daraus abgeleiteten Maßnahmen umgesetzt werden. Unter anderem haben sie in einem umfangreichen Projekt den IT-Kreislauf aller Geräte und Komponenten eines Arbeitsplatzes analysiert – und nachhaltiger gestaltet! Im Interview erzählen die beiden davon.

Ein nachhaltiger IT-Kreislauf – was ist das?

Henning Elbe: Der nachhaltige IT-Kreislauf beschreibt in der Theorie den kompletten Weg, den eine Hardware von der Rohstoffmine über die Herstellung und Nutzung bis zum Recycling gehen würde. Und dabei zu 100 Prozent nachhaltig wäre. Da geht es nicht nur um den Einkauf von Blech mit einem Gütezeichen, sondern auch um die dazugehörigen Prozesse. Zusammen mit einer unabhängigen Monitoring-Organisation prüfen wir diese. Wir betrachten die Herkunft der Rohstoffe, faire Arbeitsbedingungen, umweltfreundliche Transportwege und Verpackung, maximale Nutzungsdauer und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Der gesamte Lebenszyklus eines IT-Gerätes inklusive aller Komponenten bis hin zur kleinsten Schraube interessiert uns.

Durchlaufen alle IT-Geräte bei Dataport einen nachhaltigen Lebenszyklus?

Aljoscha Born: Noch nicht alle. Und komplett nachhaltig geht es ja leider noch nicht, dafür sind allein schon die globalen Lieferketten viel zu komplex. Doch bei unserem größten Posten an Hardware gelingt es uns, den Lebenszyklus so nachhaltig wie aktuell möglich zu gestalten. Das betrifft alle Arbeitsplätze, also Notebooks, Desktop-Rechner und Monitore. Derzeit versuchen wir diese guten Erfahrungen auf andere Bereiche zu übertragen. Zum Beispiel auf Drucker, Konferenzsysteme, Server und kleinteilige Peripherie. Die Bedingungen und unser Einfluss sind bei den verschiedenen Vertragspartnern unterschiedlich. Doch wir bleiben am Ball.

Henning Elbe: Grundsätzlich gilt: Das effizienteste, umweltfreundlichste Gerät ist das Gerät, welches erst gar nicht hergestellt werden muss. Sprich, je länger wir ein Gerät nutzen, desto besser. Es ist eben nicht klüger, sich ein neues energieeffizienteres Gerät anzuschaffen. Denn die Herstellungsphase macht laut Umweltbundesamt und Herstellerangaben mit etwa 70 Prozent den größten Anteil der Gesamttreibhausgasemissionen im gesamten Lebenszyklus aus. Ein um 10 Prozent sparsamerer Rechner müsste etwa 80 Jahre verwendet werden, um die Klimabilanz seiner Herstellung zu kompensieren.

Lebenszyklus von IT-Geräten

Dataport beschafft hochwertige und standardisierte IT-Geräte nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Kriterien. Neben der Energieeffizienz spielen auch Gütezeichen und Aspekte der Verpackung und Anlieferung eine Rolle. Im Gerätepool werden die neuen oder reparierten IT-Geräte für die Auslieferung vorbereitet. Lange Nutzungszeiten von mindestens fünf Jahren tragen zu einer wirkungsvollen Energie- und Ressourceneffizienz bei. Defekte Geräte werden dem Abfallkreislauf zugeführt, alle anderen Geräte werden nachgenutzt.

Wie lange nutzt Dataport Hardware für seine Kunden und sich selbst?

Aljoscha Born: Wir streben eine Nutzdauer von fünf Jahren an. Das ist ein guter Wert. Bei PCs halten wir aktuell sogar eine Einsatzzeit von durchschnittlich 5,5 Jahren. In unserem Gerätepool befinden sich neben neuer Hardware auch reparierte Altgeräte, die frisch gewartet wieder zu unseren Mitarbeitenden und Kunden gelangen.

Henning Elbe: Altgeräte, die unseren Ansprüchen nicht mehr genügen, aber immer noch gut in Schuss sind, bringen wir dann in den sogenannten Re-Use-Markt. Unser Hardware-Dienstleister verkauft unsere Notebooks, Smartphones und Tablets an andere Unternehmen. So bewahren wir voll funktionstüchtige Geräte vor der Verschrottung und verlängern ihre Lebensdauer. 2024 werden das schätzungsweise rund 15.000 Endgeräte sein. Andere Altgeräte spenden wir – 2023 gingen mehr als 10.000 Computer, Notebooks und Monitore an Schulen und gemeinnützige Vereine.

Worauf seid ihr in Bezug auf den IT-Kreislauf bei Dataport besonders stolz?

Aljoscha Born: Es gibt einige Dinge, die auf den ersten Blick gar nicht so herausragend wirken, die aber keinesfalls selbstverständlich in unserer Branche sind. Das sind zum Beispiel die vielen Reparaturen und die sichere Datenlöschung, die wir durchführen, damit die Geräte weiter- oder nachgenutzt werden können. Ich bin immer wieder überrascht, dass dies kein Standard ist und wir damit immer noch zu den wenigen auf dem Markt zählen, die das so handhaben.

Henning Elbe: Was mich sehr stolz macht, ist unsere Mitgliedschaft bei der Monitoring-Organisation Electronics Watch. Wir haben es erstmals in Deutschland geschafft, deren strenge Bedingungen im Vertrag mit unserem Hardware- und Dienstleistungspartner zu integrieren. Das ermöglicht uns, die Lieferketten zu unseren Produkten im Detail kennenzulernen, Risiken zu identifizieren und Verbesserungen anzustreben. Das ist weder erkauft noch trivial, sondern ein sehr wertvoller Dialog mit Fachleuten, Systemhäusern und Herstellern auf Augenhöhe. Green IT geht eben nicht allein, sondern nur gemeinsam mit allen Beteiligten im IT-Kreislauf.

Nachhaltigkeit bei Dataport

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